Leidenschaft als Lebensform - Freiluftseele

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In Erinnerung an Albert Precht
28.07.2022
Albert Precht – Leidenschaft als Lebensform
Am 28. Juli wäre er 75 geworden

Albert Precht galt als einer der besten Alpinkletterer unserer Tage. Vom Geist des klassischen Bergsteigens geprägt, orientierte er sich an einer strengen Kletterethik nahe den Preuß’schen Grundsätzen. Er wehrte sich vehement gegen den Einsatz von Bohrhaken bei Erstbegehungen und insgesamt übermäßige Absicherung. In diesem reinen Stil gelangen ihm rund 1000! meist sehr hart bewertete Neutouren von großer Eleganz, darunter Erstbegehungen gar im ungesicherten Alleingang! Kletterer, die sich an einer Wiederholung seiner neuen Felswege versuchten, blitzten an jenen Precht-Routen häufig ab, was in der lokalen Szene die Wortschöpfung „abprechteln“ hervorbrachte! Precht lebte in einer einzigartigen Symbiose mit den Felsen und der Senkrechten, er wurde nicht als Fremdkörper am Gestein wahrgenommen, sondern schien mit diesem regelrecht zu verschmelzen. Die kompaktesten Fluchten der Berggestalten wusste er mit seinen Routen zu Kletterkunstwerken zu veredeln, ohne ihnen die Würde des Kolossalen zu entreißen. Ein kletterndes Kraftfeld war er, das sich jederzeit mit unvorstellbarer Energie am Berg entladen konnte. Dabei scheinbar nicht erschöpfend, und nur ein paar Stunden Schlaf ließen diesen Powermotor in niedrigerer Drehzahl laufen.
© Archiv Precht
1947 in Bischofshofen geboren, erlernte Albert Precht den Tischlerberuf, war später bis zu seinem Ruhestand Beamter bei der Österreichischen Bundesbahn. Der Autor unter anderem mehrerer Kletter- und Gebietsführer begann 19-jährig zu klettern, wurde nachfolgend Berg- und Skiführer. Häufig sah man ihn in den Berchtesgadener Alpen, im Tennengebirge und im Dachstein, dabei stets in den schwierigsten Routen. Ihm gelangen Touren in den Westalpen, aber auch in Nord-Norwegen und außereuropäischen Klettergebieten, etwa in Jordanien oder im Oman. Bis zuletzt war er gerne allein im Fels unterwegs: für ihn die schönste Form des Kletterns. „Das Höchste an Herausforderung ist eine allein und ohne Hilfsmittel gekletterte neue Linie“, sagte er einmal. Dazu reizten den Bischofshofener Charakterkopf in seinen letzten Lebensjahren speziell die Felsen Kretas und das Gefühl, als wohl Erster in einer 400-Meter-Wand zu klettern. Dort, auf Kreta, ging vor gut sieben Jahren plötzlich ein erfülltes Leben zu Ende. Die alpine Welt stand still, als sich im Mai 2015 die Nachricht über den tödlichen Kletterunfall Albert Prechts verbreitete.

Nach wie vor unvergessen, wäre er am 28. Juli 75 Jahre alt geworden.
© Archiv Precht
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