In Erinnerung an Lothar Brandler
Lothar Brandler
* 19. Oktober 1936 in Dresden, gestorben am 15. November 2016
Mit seinen Filmen hat er dem Alpinismus Denkmäler gesetzt. Dabei verschmolzen seine Fähigkeiten als Kletterer mit der Kreativität des Künstlers zu einzigartigen Werken. Lothar Brandler, ein Bergsteiger und Bergfilmer der Extraklasse!
1958 wurde er durch die aufsehenerregende Erstbegehung der sogenannten „Hasse-Brandler-Direttissima“ an der Großen Zinne-Nordwand (Dolomiten, Italien) als Kletterer international bekannt. Nur wenige Jahre später konnte sich Lothar Brandler auch einen Namen als renommierter Bergfilmer erarbeiten.
© Archiv Heckmair-Auffermann
1936 in Dresden geboren, begann er elfjährig im heimischen Elbsandsteingebirge zu klettern und wurde dort nach und nach zu einem der Besten. 1954 aber verließ Brandler die DDR und siedelte mit gerade einmal 17 Jahren allein nach Bayern um, fand bald in München eine neue Heimat, wo er bis zu seinem Tod lebte. Lothar Brandler holte in der Abendschule das Abitur nach, wollte Musik studieren, Opernsänger werden. Zwei Jahre lernte er am Richard Strauß Konservatorium in München und arbeitete außerdem – ganz im Zeichen seiner Kletterleidenschaft – in einem Münchener Sportgeschäft in der Bergsportabteilung. Zudem fiel er schon ganz früh durch schnelle Begehungen von schwierigsten Kletterrouten im Wilden Kaiser und Wetterstein auf. Bald gelangen dem Sachsen auch anspruchsvolle Erstbegehungen im damals höchsten Schwierigkeitsgrad.
Lothar Brandler zu Besuch bei Uli Auffermann am Anderl-Heckmair-Stüberl
Ende der 1950er-Jahre nahm Lothar Brandler erstmals die Kamera mit in die Berge und begann binnen kurzem mit ersten eigenen Filmarbeiten. Schon 1960 erhielt er für sein Werk „Direttissima“ den ersten Preis beim Bergfilmfestival in Trient; in der Folge errang er noch drei Mal den Gesamtsieg bei diesem bedeutendsten Filmfest seiner Art. Brandler, der zwischenzeitlich auch als Kameramann beim Bayerischen Fernsehen arbeitete, verwirklichte im Laufe der Jahre eine Vielzahl von Bergfilmen – drehte u. a. auch mit Reinhold Messner –, und es entstanden außerdem Reportagen zu verschiedensten anderen Themen, dazu drei Spielfilme ohne alpinen Bezug.
Meilensteine in der Bergfilmgeschichte setzte sein Spielfilm „Die europäische Seilschaft“ (1964). Weitere wichtige Titel waren u.a. „Direttissima“ (1960), „Sensation Alpen“ (1966), „Phänomen Klettern“ (1969), „Eiger-Nordwand – Der Weg der Japaner“ (1969), „Inferno am Montblanc“ (1972, laut Ulrich Link [Alpinjournalist] erster an Originalschauplätzen gedrehter hochalpiner Spielfilm; bei den Dreharbeiten verunglückten zwei Darsteller tödlich), „Die Wand“ (1974), „Große Zinne 1963 bis 1983“ (1983) oder „Matterhorn – ein Ziel der Sehnsucht“ (1986). Mehr als 20-mal erhielten seine Filme Auszeichnungen; zuletzt wurde Brandler 2008 mit dem „Pelmo d’Oro“ und 2009 mit dem Grossen Preis der International Alliance for Mountain Film geehrt. Seine Erlebnisse fasste der gebürtige Dresdner 2008 in dem Buch „Mit der Filmkamera durch die großen Wände der Alpen“ (AS Verlag) zusammen.
© Archiv Brandler
Aus seinem Tourenbuch (Auszug):
1954: Totenkirchl-W-Wand, allein in 2,5 Std.
1954: Predigtstuhl-Direttissima, allein
1954: Totenkirchl-W-Wand „Peters-Eidenschink"
1954: Oberreintaldom-N-Wand „Gonda-Verschneidung"
1958: 1. Beg. Große Zinne-N-Wand „Hasse-Brandler-Direttissima"
1958: 1. Beg. Rotwand dir. SW-Wand
1954: Oberreintaldom-N-Wand „Gonda-Verschneidung"
1958: 1. Beg. Große Zinne-N-Wand „Hasse-Brandler-Direttissima"
1958: 1. Beg. Rotwand dir. SW-Wand
1958: Grandes Jorasses Walkerpfeiler
1959: 1. Wi.-Beg. Rotwand dir. SW-Wand „Hasse"
1960: 1. Beg. Totenkirchl-W-Wand Pfeilerkante (W-Pfeiler)