Kletterlegende Bernd Arnold zum 75. Geburtstag - Freiluftseele

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Bernd Arnold zum 75. Geburtstag
Ja, Bernd mag eckig erscheinen. Dabei sind es lediglich Charaktereigenschaften, nach denen wir gerade in unseren Tagen große Sehnsucht haben: Bernd sagt, was er denkt, und handelt danach. Er hat eine Haltung zu den Dingen, prüft die Menschen auf deren Verlässlichkeit und Wahrhaftigkeit. Dies fordert er von seinem Gegenüber, von sich aber am meisten. Stets versteht er es, mit kritischer Analyse der Realitäten das zu unterscheiden, was ist und was nur so scheint. Immer einfühlsam und mit großem Herzen. Alles, was Bernd an Reifung und Formung seiner Persönlichkeit aus dem Klettern herausholte, gab er durch seinen Selbstausdruck dem Felsgehen zurück. Durch seinen Stil, durch seine Erstbegehungen, vor allem aber durch seine gedankliche Auseinandersetzung hat er dem Klettern Wert und Dimension verliehen, die weit, weit mehr ist als Sport!

Heute feiert er seinen 75. Geburtstag – herzlichen Glückwunsch, lieber Bernd!
© Archiv Heckmair-Auffermann
Steckbrief

Bernd Arnold
* 28.02.1947 in Hohnstein, am Rande der Sächsischen Schweiz, wo er bis heute lebt.

Bernd Arnold klettert bereits seit 1959 und war über jahrzehnte der richtungweisende Leistungsträger im heimatlichen Elbsandsteingebirge. Mit der Fortentwicklung von Seiltechniken, methodischem Training und ausgereifter Klettertechnik setzte er neue Maßstäbe. Dabei eröffnete Arnold mehr als 900 neue Routen und hob den erreichbaren Schwierigkeitsgrad immer weiter an, dokumentiert durch Führen wie: Schwager „Nordwand“, IXb, 1970, Großer Wehlturm „Superlativ“, IXc, 1977, Amselspitze „Schallmauer“, Xa, 1982, Schwedenturm „6. Versuch“, Xb, 1983, Heringsstein „Barometer für Stimmungen“, Xc, 1986. Nachdem er zuvor Erstbegehungen in der Hohen Tatra und anderen Felsgebieten im Osten Europas eröffnen konnte, ist Arnold seit Ende der 1980er Jahre auch in den Alpen unterwegs. Im Wilden Kaiser kletterte er die legendären „Pumprisse“ am Fleischbankpfeiler – dabei gelang ihm als Erstem die Rotpunkt-Begehung des Quergangs dorthin. Mehrere Neutouren durfte er auch in den Alpen für sich verbuchen.
Bernd Arnold zu Besuch bei Uli Auffermann am Anderl-Heckmair-Stüberl. © Archiv Heckmair-Auffermann
Karakorum, Patagonien, Mali, Sudan, Madagaskar, Brasilien, Australien, Venezuela, Griechenland usw. – Klettergebiete weltweit gehörten dann auch zu seinen Reisezielen. Etliche Erstbegehungen gelangen, darunter klingende Namen wie „Riders on the Storm“ (IX/A3) am Paineturm in Patagonien (1991) oder „Royal Flush“ (IX) am Cerro Torre in Patagonien (1995).

Das Elbsandsteingebirge zu Hause in Sachsen liegt ihm immer noch am Herzen: 1989 war er bei der Wiedergründung des Sächsischen Bergsteigerbundes maßgeblich beteiligt, eröffnete mit seiner Frau 1991 zwei Bergsportläden und richtete in den 1990er Jahren mit Freunden das jährliche Kletterfest in Hohnstein aus. 1992 eröffnete er mit Tochter Heike die Route „Ziel erkannt“ (Xc) an der Raaber Wand und vermittelte über die Jahre mit viel Engagement auch an andere die Begeisterung fürs Klettern. Inzwischen liegt die letzte große Erstbegehung des selbständigen Buchdruckermeisters einige Zeit zurück (2005), aktiv ist Bernd Arnold aber in den heimatlichen Felsen nach wie vor, fast täglich zieht es ihn hinaus. 2008 wurde er Ehrenbürger von Hohnstein.
© Archiv Heckmair-Auffermann
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