Alleskönner am Berg - Freiluftseele

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Walter Almberger zum 90. Geburtstag
Alleskönner am Berg
Walter Almberger zum 90sten Geburtstag

Was macht ein Mensch, wenn er viele Talente hat? Wenn er gleichermaßen gern klettert und Musik macht? Wenn er die Natur, die Berge liebt, im Sommer wie im Winter? Wenn er mit Vorliebe etwas mit seinen Händen fertigt, in der Lage ist, ein eigenes Haus zu zimmern, wenn er auch komponiert und mit seiner Musik anderen Freude bereitet – am liebsten aber vorher noch ein bis zwei richtig schwere Touren klettern will, manchmal allein, bisweilen bei Kälte und Schnee – und wenn er dann noch zum Lebensunterhalt viel und hart arbeiten musste? Er könnte resignieren angesichts der Tatsache, dass der Tag nur 24 Stunden hat. Oder er heißt Walter Almberger. Dann war das alles möglich! Wie er das hinbekam? Durch absolute Begeisterung für das, was er gerade tut. Daraus zieht er bis heute unglaublich viel Kraft, sehr viel Energie und große Zufriedenheit – auch wenn er inzwischen bei der ein oder anderen Sache doch etwas kürzer tritt!!
Fotos: Archiv Walter Almberger
Der Name Walter Almberger ist aus der Klettergeschichte Österreichs insbesondere des Gesäuses nicht wegzudenken. Mit 15 Jahren stieg er im Alleingang in seine erste Klettertour ein, schon zwei Jahre später meisterte er erstmals eine Route im damals obersten Schwierigkeitsgrad. Eine langsame Entwicklung gab es bei dem Hieflauer nicht, bald glückten Almberger schwierigste Touren, sogar in den weitentfernten Westalpen. Und auch die Ausbildung zum Bergführer gelang ohne Probleme. „Schnell, souverän, kompromisslos“ sagte man über seinen Begehungsstil und da er aus lauter Sturm und Drang nicht selten auch bei widrigen Verhältnissen und im Winter kletterte, erwarb er sich eine allseitige bergsteigerische Kompetenz.  Mit seiner Schnelligkeit, seinem Gespür für das Gelände und seiner Fähigkeit sich durchzubeißen reiht er sich ein in die Liste der stärksten Alpinisten, die der Alpenbogen hervorgebracht hat. Über Almberger-Touren hieß es kurz aber vielsagend: „Hart, härter, Almberger“.
Seine sicher bekannteste Unternehmung war die erste Winterdurchsteigung der berüchtigten Eiger-Nordwand, die ihm im März 1961 zusammen mit drei Seilgefährten glückte. Anschließend griff der gelernten Bergmann mit großem Engagement auch beruflich nach einem großen Ziel und schaffte an der Bergbauschule in Leoben das Studium zum Steiger.
Ob beim Bergsteigen oder im Berufsleben, seinen Erfolg hat sich Walter Almberger mit viel Fleiß und Zielstrebigkeit erobert, war dabei stets auch für andere da, so hat er beispielsweise an einigen schwierigen Bergrettungseinsätzen teilgenommen und engagierte sich viele Jahre bei der Ausbildung der österreichischen Bergführer. Selbst nach einem unverschuldeten 80-Meter-Sturz mit mehreren Knochenbrüchen, kämpfte sich Almberger ins Bergsteigerdasein zurück und kletterte bereits fünf Wochen später wieder durch einige der schwierigsten Wände der damaligen Zeit.
Neben der Härte des Bergsteigens und des Berufs unter Tage liebe Almberger schon seit früher Jugend das Zither spielen, in das er eine ähnliche Energie legte und nach und nach zu einem exzellenten Spieler wurde. Almberger sah es immer als einen schönen Ausgleich zu seinen anderen Aktivitäten und ist dieser Leidenschaft bis heute treu geblieben.
Walter Almberger merkt man seine 90 Jahre nicht an, er ist aktiv, hält sein selbst entworfenes und gebautes Haus und den Garten in Ordnung, spielt seine geliebte Zither nach wie vor auch bei Konzerten und kann noch sehr detailgenau und spannend von früheren Unternehmungen am Berg erzählen.
Walter Almberger – Stationen seines Lebens

Geboren am 9. Juli 1933 in Eisenerz; Alpinist, Bergmann und Musiker aus Hieflau, wo er bis heute lebt. Er arbeitete zunächst als einfacher Hauer, dann – mit fast 30 Jahren – folgte die Weiterbildung an der Bergbauschule zum Steiger; als Bergführer war er zudem über 20 Jahre in der Ausbildung der österreichischen Berg- und Skiführer tätig.
Der Bergsteiger

- „Hausherr des Gesäuses“ und „Hart, härter, Almberger“ sind oft genannte Prädikate
- es gelangen zahlreiche schwerste Erstbegehungen und Wintererstbegehungen
- er wiederholte anspruchvollste Touren im gesamten Alpenraum (z. B. Dru-Westwand, Matterhorn-Nordwand, Eiger-Nordwand)
- oftmals kletterte er Routen in Kombination, z. B. Dachl-Diagonale und Dachl-Rosskuppenverschneidung an einem Tag
- 1961 die erfolgreiche Wintererstbegehung der Eiger-Nordwand; zugleich ist er der Erste, der die Eigerwand ein zweites Mal durchstieg (1962 mit Hoi, Weissensteiner u. Stelzig) und zudem hatte er Pläne für eine Alleinbegehung der Wand
- kletterte im Kaukasus, im Hindukusch und im Himalaya (z. B. 1974 mit R. Messner am Makalu; Rückzug bei 7400 m)
- überlebte 1964 einen 80-Meter-Sturz mit sieben Knochenbrüchen (u. a. ein Sprunggelenksbruch) und kletterte bereits fünf Wochen danach die Badile-Nordostwand und die Triolet-Nordwand
Der Künstler und Handwerker

- spielt seit dem 9. Lebensjahr Zither; er hat ein sehr hohes Niveau erreicht, komponiert auch und tritt nach wie vor bei Konzerten auf
- fertigte sich oft seine Bergschuhe selbst, insbesondere nach der Zehenamputation (1961)
- plante und baute in den 1980er Jahren sein Holzhaus in Hieflau sowie fast das gesamte Inventar selbst
- restauriert Instrumente und schnitzt begehrte Bergführerabzeichen als Wandschmuck
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