Ein Leben in Freiheit und Erfüllung - Freiluftseele

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Kurt Diemberger zum 90. Geburtstag
Ein Leben in Freiheit und Erfüllung

Die Sehnsucht nach Freiheit, der Drang zu Suchen und die Lust am Entdecken – das ist es, was die Alpinistenwelt im Innersten zusammenhält. Und wenn einer diese Komponenten in Reinkultur besitzt, dann ist es Kurt Diemberger. Am 16. März feiert er seinen 90. Geburtstag. Der in Bologna und Salzburg lebende Österreicher, der Kurtl, wie ihn seine Freunde nennen, war immer vielbeschäftigt als gefragter Vortragsredner und Autor zahlreicher Bücher, hat Pläne geschmiedet und Ideen verfolgt. Dem Dasein im Hier und Jetzt Außergewöhnliches abgewinnen, so lautet sein Credo. Und das ist ihm allzeit gelungen.
© Archiv Heckmair-Auffermann
Kurt Diemberger ist eine lebende Legende. Ein intelligenter, ein kreativer Bergsteiger, einer, der sich ganz den Abenteuern auf den Gipfeln der Welt verschrieben hatte. Ein Individualist, ein Unabhängiger, der dem Alpinismus wie kaum ein Zweiter Farbe und Kontur gegeben hat. 1932 in Kärnten geboren wird er bereits Mitte der 1950er-Jahre zum Höhenbergsteiger, erlebt einmalige Erfolge, aber auch tragische Momente. 1957 gelingt Kurt Diemberger zusammen mit seinem Freund Hermann Buhl im Rahmen einer damals noch untypischen Kleinexpedition die Erstbesteigung des 8047 Meter hohen Broad Peak; bei dem anschließenden Versuch der beiden, die Chogolisa (7654 m) zu besteigen, stürzt Buhl mit einer Wechte in den Tod. Nach diesem Unglück macht es sich Kurt Diemberger zur Aufgabe, das große alpinistische Erbe Hermann Buhls in Wort und Schrift hochzuhalten.
© Archiv Kurt Diemberger
Gemeinsam mit der Britin Julie Tullis gründet er 1983 „das höchste Filmteam der Welt“; sie filmen unter anderem am Mount Everest, am Nanga Parbat und im Karakorum. 1986 kommt seine Berggefährtin bei der Besteigung des K2 im Hochlager auf dem Abruzzensporn ums Leben (eine von 13 Toten in diesem Katastrophensommer). Er selbst erreicht mit schweren Erfrierungen das Basislager. „Extremes Bergsteigen im Himalaja ist oft eine Wanderung auf schmaler Schneide zwischen Gipfelglück und Tragik“, so drückt es Kurt Diemberger einmal aus.
Kurt Diemberger im Jahr 1957. Schon früh dokumentierte er seine Erlebnisse auch mit der Kamera. © Archiv Kurt Diemberger
Seine Bücher mit Titeln wie „Gipfel und Gefährten“, „K 2 – Traum und Schicksal“, „Der Siebte Sinn“, „Aufbruch ins Ungewisse“ oder „Seiltanz“ findet man in beinahe jedem alpinen Bücherschrank, und zahlreiche, preisgekrönte Filme sind entstanden, darunter „K 2 – Traum und Schicksal“. Schreiben tut der Österreicher immer noch, „Das Quantum Glück“ soll sein neues Buch heißen, das sicher genauso lesenswert wird wie alles aus dem Hause Diemberger.


Und so kennt man Kurt Diemberger als Himalaja-Pionier, als einzigen lebenden Bergsteiger, der zwei Achttausender erstbestiegen hat, als brillanten Bergfilmer, als Fotograf, als Schriftsteller, als einen, der fesseln, der begeistern kann! Weltweit bestieg er die Berge. Dabei standen für ihn nie der rein sportliche Aspekt und die Leistung im Vordergrund. Vielmehr wollte er wissen, wollte verstehen, wollte erkunden – die Welt, sein Denken, sein Fühlen. In der Wand, in der Höhe, auf den Gipfeln. Und was er herausfand, konnte er mitteilen. In den trefflichsten Beschreibungen und gefühlvollsten Einsichten – offen, ehrlich, direkt! Kurt Diemberger war und ist ein Freidenker, ein Autodidakt in allem, was er anging. Und erfolgreich machten ihn letztlich wohl zwei besonders stark ausgeprägte Eigenschaften: unglaubliche Gründlichkeit gepaart mit großer Spontaneität und Entscheidungsfreude. Sein Lebenshunger hat ihn vieles aushalten und durchstehen lassen. Und wirklich satt scheint er noch nicht zu sein! „Derzeit träume ich von Korsika, möchte das große Loch im Capo Tafonato sehen, durch das die Sonne ihre Strahlen wirft. Das Träumen und Erreichen wollen ist nie zu Ende, hoffentlich langt die Zeit noch, inzwischen bin ich Urgroßvater, mal sehen ...“, philosophiert der „Kurtl“, während er zu Hause in Bologna aus dem Fenster schaut, auf die Blüten der Mandelbäume sieht, sich am Sonnenschein erfreut und dass die Sperlinge umeinander hüpfen. Er denkt immer noch positiv, und etwas später am Tag wird er wieder seine Runde den Hügel hinauf gehen – das machen die Knie noch mit!
Kurt mit dem Grand Prix der IAMF, den er 2018 in Bilbao für seine Pioniertätigkeit auf dem Gebiet des Bergfilms erhielt. © Archiv Kurt Diemberger
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