Pierre Mazeaud im Portrait
Pierre Mazeaud
* 1929 in Grenoble, lebt in Paris
Pierre Mazeaud, ein leidenschaftlicher Kletterer und Alpinist, gehörte von Beginn der 1950er Jahren an zu den erfolgreichsten und bekanntesten Alpinisten Frankreichs, ja Europas. Er zählte zu den Mitgliedern des Club Alpin Français, des Club Alpino Accademico Italiano und der Groupe de Haute Montagne. Das Besondere an ihm: Von Anfang an war er (anders als die meisten französischen Bergsteiger zu dieser Zeit) gern mit internationalen Seilschaften unterwegs. Mazeaud suchte die Begegnung und kletterte nicht lange nach dem Zweiten Weltkrieg auch mit deutschen Bergsteigern, war bemüht um Verständigung zwischen den Nationen. Seine Begleiter waren u. a. Bonatti, Hiebeler, Kinshofer, Schlömmer, Darbellay und Vaucher.
1959 beispielsweise gelang ihm zusammen mit René Desmaison die Erstbegehung des „Franzosenwegs“ an der Westlichen Zinne-Nordwand. 1961 dann die schreckliche Tragödie am Frêneypfeiler: Bei dem Erstbegehungsversuch der italienisch-französischen Seilschaft fanden wegen der katastrophalen Wetterbedingungen vier der sieben Alpinisten den Tod. Pierre Mazeaud, Roberto Gallieni und Walter Bonatti überlebten schwer gezeichnet. Wegen schlimmer Erfrierungen musste Mazeaud fast ein Jahr mit dem Bergsteigen aussetzen.
© Archiv Mazeaud
Im Dezember 1963 besuchte er Island und kam dabei erneut beinahe ums Leben, diesmal bei einem Vulkanausbruch. In den folgenden Jahren glückten ihm zahlreiche Erstbegehungen im Montblanc-Gebiet und anderswo. Neben dem Klettern unternahm er Expeditionen, war 1965 im Karakorum und 1966 im Hoggar-Gebirge unterwegs. 1971 versuchte Mazeaud sich am Mount Everest, stand 1978 als einer der ersten Franzosen auf dem Gipfel des höchsten Berges. 1982 leitete er eine Expedition zum Nanga Parbat, bei der ein Teilnehmer, der Deutsche Hans Engl, erfolgreich war. Zudem schrieb Pierre Mazeaud das vielgeachtete Bergbuch „Schritte himmelwärts“.
Außergewöhnlich erfolgreich gestaltete sich ebenso seine beruflich-politische Laufbahn. Der studierte Doktor der Rechte arbeitete als Jurist im Justizministerium, wurde Professor an der Pariser Sorbonne (bedeutendste Universität Frankreichs), war Abgeordneter der Nationalversammlung und zeitweise Präsident des Rechtsausschusses in der Nationalversammlung. 1967 bekam er Verantwortung als Sonderbeauftragter im Ministerium für Jugend und Sport, später sogar als Minister für Jugend, Sport und Freizeit. Zuletzt war er Le Président du Conseil Constitutionnel, in Deutschland vergleichbar mit dem Amt des Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe, und ist heute beim „Institut de France“ (Académie des sciences morales et politiques) und für die Charles de Gaulles Stiftung in Paris tätig.
Anderl Heckmair und Pierre Mazeaud © Archiv Mazeaud
Einige wichtige Unternehmungen (Auszug):
1959: 1. Beg. Westliche Zinne N-Wand „Franzosenweg“, V/A1-4
1960: 1. Beg. Aig. du Pouce dir. S-Wand, VI+
1961: Dru-SW-Pfeiler „Bonattipfeiler“
1963: 1. Beg. Montblanc du Tacul-NO-Wand
1963: 1. Beg. Aig. du Midi S-Wand, VI/A2
1963: 1. Beg. u. 1. Wi-Beg. Aig. du Midi-WSW-Wand, VI+
1964: 1. Beg. Aig. de Blaitière dir. W-Wand, VI/A2
1964: 1. Beg. Aig. de Blaitière-O-Wand
1965: 1. Beg. Punta Tissi-NW-Wand „Franzosenweg“, VI+
1967: 1. Beg. Aig. du Peigne dir. NO-Wand, V
1978: Mount Everest
1982: Leiter einer Nanga Parbat-Expedition