1963 – Erste Alleinbegehung der Eiger-Nordwand - Freiluftseele

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1963 – Michel Darbellay gelingt die erste Alleinbegehung der Eiger-Nordwand
Im Sommer 1963
Noch vor der Konkurrenz erfolgreich
Vor 60 Jahren – Sensationeller Alleingang durch die Eiger-Nordwand

Anfang August 1963 gelingt dem Schweizer Bergführer Michel Darbellay in souveräner Art die erste Alleinbegehung der berüchtigten Nordwand.

Es war ein langgehegter Traum, diese anspruchsvolle Wand zu durchsteigen. Schon mehrmals hatte es Darbellay mit Schweizer Freunden versucht, doch das Wetter spielte einfach nicht mit. Und da er kein Hasardeur war, wurde jeweils der Rückzug angetreten. Beim letzten Versuch war man schon bis zur Rampe vorgedrungen, bevor die Seilschaft im Schneegestöber umkehrte.
Fotos: Archiv Darbellay
Die erste Solobegehung der Eiger-Nordwand stand von Ende der 1950er Jahre an bei den guten Alpinisten hoch im Kurs, als viele andere schwere Wände bereits von Alleingängern geschafft worden waren. Doch die Eigerwand ist eben nicht mit anderen zu vergleichen. In den Jahren 1959 bis 1963 hatten bereits drei Alpinisten den Versuch mit dem Leben bezahlt, während andere noch im unteren Teil früh aufgegeben mussten. Aber es gab eine Handvoll Bergsteiger, denen man eine erfolgreiche Durchsteigung zutrauen konnte. Da waren Walter Bonatti, der italienische Ausnahmealpinist, Walter Almberger – Bergführer und Bergmann aus Österreich und dazu der einzige, der sogar schon zwei erfolgreiche Durchsteigungen in Seilschaft für sich verbuchen konnte – und auch der österreichische Heeresbergführer Leo Schlömmer, die man auf der Liste haben musste. Und sicher hatten einige wenige andere im Reigen der internationalen Bergelite ebenso das Zeug dazu. Sie alle warteten auf eine günstige Gelegenheit – und die gibt es am Eiger nicht oft!
Als der damals 28-jährige Schweizer Michel Darbellay am 2. August 1963 gegen 3 Uhr nachts bei wolkenlosem Himmel solo in die Nordwand einstieg, passte alles. Darbellay, dem zuvor bei günstigen Bedingungen die Zeit für einen weiteren Versuch gefehlt hatte, weil er viel als Bergführer tätig war, hatte diesmal Glück, weil sich sein Gast gerade zum rechten Moment eine mehrtägige Auszeit nehmen wollte. Sofort wusste der Bergführer aus dem Wallis: Diese Chance würde er ergreifen! Er eilte nach Grindelwald am Fuße des Eigers, wo sogar das Wetter auf seiner Seite war. Noch in der ersten Nacht stieg er in die Wand ein und schaffte es im Laufe des Tages über alle berüchtigten Kletterstellen hinweg bis in die Ausstiegsrisse. Und das trotz schwieriger Verhältnisse, denn viele Wandbereiche waren mit einer heiklen Eisschicht überzogen. Doch Darbellay, ein versierter und sicherer Alpinist, verstand es, sich auch im Alleingang an wenigen Stellen der Seilsicherung zu bedienen. Und obwohl es an diesem Abend noch gut zwei Stunden hell gewesen wäre, entschloss sich der Schweizer zum Biwak.
Darbellay beim Blick in die Eigerwand
Am nächsten Morgen, dem 3. August 1963, machte er die Sache klar, überwand die Ausstiegsrisse und das Gipfeleisfeld und erreichte gegen 8 Uhr in der Früh den Gipfel. Nach rund 19 Stunden reiner Kletterzeit. Unaufgeregt, gelassen, typisch Darbellay. Die Sensation war perfekt, die Beobachter auf der Kleinen Scheidegg aus dem Häuschen! Ebenso die Presse, die den souveränen Alleingang des Schweizers rund um den Globus verbreitete.
Der Abstieg bereitete Michel Darbellay wie erwartet keine Schwierigkeiten, und doch war er sicherlich froh, als ihm sein Kollege Fritz Gertsch entgegenkam, ihn mit einer Erfrischung versorgte und beim weiteren Weg hinab über die Westflanke begleitete. Nur wenige Worte fand der erfolgreiche Solo-Begeher nach seiner Rückkehr beim stürmischem Empfang auf der Kleinen Scheidegg: „Ein großer Berg ... ich bin sehr müde.“
Bis heute darf man voller Hochachtung auf Michel Darbellays Alleingang, auf seine bergsteigerische Klasse blicken. Keine Tragödie, kein Drama, sondern allzeit Herr der Lage bleiben, das waren die Kriterien in jener Epoche des großen klassischen Alpinismus. Heutzutage sind die Besten um ein Vielfaches schneller, man durchsteigt die Wand mittlerweile vorzugsweise im Winter, und das mit nicht mehr zu vergleichender, hochtechnischer Ausrüstung. Trotzdem bleibt die erste Alleinbegehung des Schweizer Bergführers durch die berühmte Nordwand im Jahr 1963 für immer als ein Markstein des Alpinismus bestehen!
Nach der Alleinbegehung, bei der Talfahrt mit der Jungfraubahn
Michel Darbellay – Das Portrait eines Alpinisten

Klappentext:
Er durchstieg die berüchtigte Eiger-Nordwand als Erster im Alleingang und die begehrte Piz Badile-Nordostwand mit seinen Seilgefährten erstmals im Winter. Ohne Zweifel gilt er als einer der fähigsten Bergsteiger seiner Zeit – der Schweizer Michel Darbellay.

Das reich bebilderte Buch ist eine Hommage an den bedeutenden Alpinisten und Bergführer, es gewährt Einblicke in sein Leben als professioneller Bergsteiger wie als Privatmensch.
Persönliche Statements von Weggefährten, dazu einordnende Hintergrundinformationen dokumentieren nicht nur die alpinistisch bewegten 1960er-Jahre – vor allem zeigen sie einen charakterstarken, einfühlsamen Menschen, der die großen Werte des klassischen Abenteueralpinismus verkörperte!

Mit rund 250 bislang größtenteils noch unveröffentlichten Abbildungen!

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